Ein kleiner Erfahrungsbericht aus unserem Garten

Auf dem Weg zu mehr Phantasie: Gartenmetamorphose - es lohnt sich!


Karte von der landschaftsräumlichen Lage      kleiner Gartenplan (neu)
Panoramabild des Hausumfeldes      Verwendete Pflanzenarten
Klima


"Naturgärten anzulegen ist eine befreiende Idee, die davon ausgeht, dass Menschen zu Änderungen fähig sind."

(Andreas Winkler, Schweizer Naturgartenpionier)

Heute

Goldlack, Salbei, Thymian, Färberkamille und frisch treibende Feige, Schwertlilien, Rosmarin... Ein Ausschnitt der Artenliste. Standortgerechte Bepflanzung, hier muß prinzipiell nicht mehr gegossen werden. Wenig Pflege, viele Blüten!

Früher

 

Häßliche Betonbegrenzungssteine...

waren früher obligat, im hinteren Gartenbereich heute noch verbreitet. Auf den sehr sandigen und nährstoffarmen Böden waren nicht standortgerechte Pflanzungen etabliert. Da der Garten von verschiedenen Personen genutzt wird, ist im Sommer im hinteren Gartenbereich noch heute eine Bewässerungsanlage in Aktion ... 

Früher hieß es:  "Hier wächst halt nichts, hier ist es zu trocken" 

Es mußte aufwändig gegossen werden - ein allsommerlicher Gießwettbewerb. Mit viel Aufwand wurde (und wird teilweise noch heute) gegen das natürliche Potential des Standortes gewirtschaftet.


Dieser Spruch kann für Naturgärten nie gelten: 

Gartenarbeit - das ist ein ununterbrochener Kampf gegen die Natur, die dem Menschen ihren Willen aufzuzwingen versucht. Jeder, der einen Garten pflegt, verdient eigentlich eine Tapferkeitsmedaille. 

(Thornton Wilder (1897 - 1975), US-amerikanischer Erzähler und Dramatiker)


Viele Gärten in Deutschland sind trist und wenig inspiriend. 

Aber die Umgestaltung lohnt sich!! Seit dem Jahr 1998 verwandelt sich unser Garten Schritt für Schritt. Der Vordergartenbereich ist mittlerweile fast vollständig metamorphisiert. Insgesamt hat der Garten eine Fläche von ca. 500 qm, der umgestaltete Bereich umfasst ca. 150 qm.

Natürlich ist nicht alles perfekt - falls es so etwas im Garten überhaupt gibt - und vieles reift wie ein guter Wein und ein edler Käse über Jahre. Geduld mitzubringen für einen wachstümliche Veränderung, das ist wichtig!

Gärten sind keine Fertigprodukte wie Tütensuppen!

Kriterien der Umgestaltung:

  • Der Garten soll pflegeleicht sein!! Er soll im Sommer nur wenig oder am besten gar nicht gegossen werden. Das bedingt eine sorgfältige Auswahl der Pflanzen, das A und O eines blütenreichen UND pflegeleichten Gartens!

  • Es sollen keine besonderen technischen Hilfsmittel zur Umgestaltung verwendet werden

  • Es sollen nur Materialen der historischen Umgebung verwendet werden (Sandstein!)  

  • Kein sogenannter "Sommerflor", also keine seperat gepflanzten einjährigen Blumen. Gezielt werden allerdings selbstaussähende Blütenpflanzen gefördert: Fingerhut, Glockenblumen und Goldlack. 

  • Der Garten soll viele Stauden haben, d.h. mehrjährige, dauerhafte Pflanzen.

  • Viele Blüten! Der Garten soll eine Landepiste für alle möglichen interessanten Insekten sein.

  • Kein Zierrasen

  • Der Garten soll gleichzeitig Kräutergarten für die Küche sein - Düfte und Geschmack sollen locken 

  • Der Garten wird nach und nach im Laufe sofort fertiges Aussehen (der schlüsselfertige Garten), Mut zum langsamen Übergang ins gewünschte Endbild

 

Der Gartenstandort (Neustadt/Weinstrasse, Hambacher Höhe) Höhe: ca. 150 Meter über NN,  Klimazone 8 nach USDA


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WebCam-Livebild

 

WebCam-Innentemperatur = Aussentemperatur?

Zeigt aktuelle Nachttemperatur und Temperaturen bei starker Bewölkung auch am Tage mit recht hoher Genauigkeit an. Nur bei direkter Sonneneinstrahlung hat die Cam-Innentemperatur wenig mit der reellen Aussentemperatur zu tun. Nur wenige Zentimeter über dem Ziegeldach der Dachsüdseite angebracht, wird die Kamera dabei stark aufgeheizt, speziell im Sommer. Die Kamera selbst erwärmt sich nur extrem wenig (nur 3 Watt Leistung). Nach Messungen mit einem geeichten Thermometer wurde dann selbst diese Zusatzwärme softwaremaessig intern von mir mit einem Offset-Wert abgeglichen.

Für genauere Messdaten empfehle ich den Besuch der privaten Wetterstation Eckrich, die nur ca. 200 Meter Luftlinie von uns semiprofessionelle Wetterdaten liefert.   


  • Jahresdurchschnittstemperatur: 10,4 Grad

  • Gesamtjahresniederschlag: 609 mm

  • Neustadt/Weinstrasse hat pro Jahr 1800 Sonnenscheinstunden

Meistens trockenen im August die Böden auf der Süd- und Westseite des Gartens tiefgründig aus, deswegen fühlen sich dort z.B. Rosmarin, Salbei und Thymian sehr wohl.

Insgesamt ist das Klima so mild, dass neben Reben auch Feigen, Mandeln, Kiwi und Zitrusfrüchte gedeihen. 

Die Pfalz wird als phänologisches Frühgebiet eingestuft, da die Vegetation hier weit früher als im Bundesdurchschnitt üblich beginnt.

 

Boden

Der Oberboden ist sehr durchlässsig und sandig, geprägt vom Buntsandstein des nahen Pfälzerwaldes. Im Sommer tief austrocknend. Teilweise auch lehmige Schichten mit temporärem Stauwasserhorizont in der Tiefe. Auf der West -und Nordseite gibt es Bereiche, die mit Schutt aus dem Kriegsjahren aufgefüllt sind (ab 30 cm unter der Oberfläche) 

Früher waren hier Weinberge (Lage: "In der Halt") und Gärten. Das Gebiet ist gepraegt vom Einfluss des Oberrheingrabens und vom "Regenschatten" der Berge des Pfälzerwaldes.

Webcambild vom weiteren Gartenumfeld

 

 

Das Haus mit Vorgarten um 1935 auf einem Gemälde. Früher prägten Gärten, Weinberge und Sandfeldwege das unmittelbare Umfeld, heute ist aus dem Sandfeldweg von damals eine recht stark befahrene Straße geworden, damals weit und breit keine Häuser, heute alles dicht bebaut.

 

Die Pfalz: Sonne und Sandstein 

 

Sandsteine prägen den Garten. Das Material, das die ganze Gegend prägt. Warme Farbtöne, warmes Klima. Das ist die schöne Pfalz. 

Die Sonnenuhr auf der Südseite des Hauses.

Allgemeine Bemerkungen

Wesentliche Teile des vorderen Gartenbereichs sind in den letzten Jahren umgestaltet worden. Insgesamt hat der Garten eine Fläche von ca. 450 qm, der umgestaltete Bereich umfasst ca. 150 qm.

Früher war der Garten dort sehr konventionell und nicht standortgerecht bepflanzt: Rasen - der im Sommer immer vertrocknete oder sehr aufwändig gegossen werden musste, Forsythsien, Tulpen, Osterglocken... Was halt so in deutschen Durchschnittsgärten so rumsteht. Die heutige Pflanzenauswahl richtet sich ganz nach den Standortverhältnissen. Verwendet werden hauptsächlich Stauden und Kleinbüsche, Strukturelemente sind/werden Buchsbaum, Rosen und grosse Lavendelsorten.

 

Die Natur als Vorbild für pflegeleichte Gärten

Jeder Standort hat seine optimale Pflanzengesellschaft

Kakteen wachsen nicht in Sümpfen und Seerosen nicht in der Savanne.

 Alles an seinem Standort - so nennt das der Botaniker. Es gibt keinen falschen Standort von natürlich wachsenden Pflanzengesellschaften: Alles was sich nicht in der Konkurrenz durchsetzen kann, stirbt nämlich weg.

So sollte man es auch im eigenen Garten halten: 

Nur die Pflanzen verwenden, die dort günstigere Standortbedingungen vorfinden!  

Das hat viele Vorteile:

Der Garten ist langfristig pflegeleicht

Faszinierender Artenreichtum leicht möglich

Keine Verwendung von arbeitsintensivem "Sommerflor", es gibt keine "Einwegpflanzen" im Garten mehr, die man im Herbst wieder wegschmeissen muss...

Ganz im Sinn der Agenda 21 wirtschaftet man MIT der Natur und nicht gegen sie!

Der Durchschnittsgarten: 

Ein Ort des Grauens

Gekauft und gepflanzt wird, was im Gartencenter (s.u.) schön aussieht, zu Hause wartet der Garten: Schattenpflanzen kommen in die pralle Sonne, Arten für frische und humose Böden landen als potentielle Todeskandidaten in mageren, trockenen Böden..

artenarm

Als grüne Mauer für uralte Rückzugsfantasien dient die Thuja-Hecke, kriechende Zwergformen von ausländischen Koniferen lassen nie Zweifel zu, wer Herr der Schöpfung ist. Tulpe und Narzisse in desaströsem Duett mit Betonrandsteinen und Betonpflastersteinen der üblen Sorte.  

 

Anschlag auf den guten Geschmack, der Garten als Spiegel der Seele?

pflegeintensiv

Man muss wässern, Unkraut rupfen, weil die stolz gekauften Pflanzen merkwürdigerweise immer schlechter wachsen wollen wie das "Unkraut". Nach eigenen Schätzungen sind ca. 70% aller Gärten mit einem nicht optimalen  oder gar falschen  Pflanzensortiment bestückt. 

Eine Art von passivem oder gar aktivem Naturmasochismus.

Es gibt keine "falschen Pflanzen", sondern nur einen falschen Standort!

Der Gartencenter - das Millionengeschäft mit dem Unwissen

Der/Die Deutsche geht ins Gartencenter und kauft sich all jenes, was im Einheitstopf gerade  schön aussieht. 

Pflanzen werden zu beliebig ersetzbaren Massenartikeln. Über Jahre hinweg betrachtet sicher ein ganz dickes Millionengeschäft mit der Unwissenheit der Käufer.

Besonders extrem ist es in Gegenden mit schwierigen  Standortverhältnissen: Magere, trockene Böden sind ein idealer Nährboden für gute Gartencentergeschäfte: Hier werden völlig untaugliche Pflanzenarten praktisch ohne Beratung verkauft.

Das "tränende Herz" trägt nach dem Einpflanzen in Sandboden bei vollsonniger Lage seinen Namen sicher mit Recht...

Die Lösung: Analysieren Sie genau Ihren Gartenstandort!

Das A und O von einem pflegeleichten, blüten- und abwechslungsreichen Garten ist die Bestandsaufnahme:

Boden: Nährstoffarm oder nährstoffreich, durchlässig (Sand) oder wasserspeichernd?

Wasserversorgung: Trocknen die Böden im Sommer aus oder ist ganzjährig mit guter Wasserversorgung zu rechnen?

Klima: Rauhe, harte Winter (z.B. schwäbische Alb) oder mild (z.B. Oberrheingraben)?

Exposition: Sonnig oder schattig?

Nach Ermittlung dieser Basisparameter werden die Pflanzen ausgewählt.

 

Text: Martin Grund

 

http://www.martingrund.de